Zur Entstehung der Uniformen

… oder, jröhn jröhn jröhn steht dä Schützejonge schön

Eine nicht ganz Ernst gemeinte Geschichte.

Wenn am ersten September-Wochenende samstags um 12 Uhr in Glehn dat Kannönche böllert, haben sich in der großen Schützenfamilie schon bewegende Momente ereignet. Der Schütze holt sein Heiligtum, die Uniform, aus dem Schrank. Dieses Stückchen Stoff ist des Schützen ein-und-alles. Wenn der Schütze sich seine Uniform überstreift hat er ein Gefühl von Freiheit und Gelassenheit, er verbindet mit seiner Uniform Männlichkeit und sicherlich ist manch ein Schütze in seiner Uniform schon einmal aus dem Delirium erwacht. Der geneigte Leser wird sich jetzt sagen “Hmm … Moment einmal”. Bei dieser Lobhudelei vergisst der Schütze wohl seine Frau. Aber liebe Damen und Nichtschützen, dies ist ein wahrlich hinkender Vergleich.

Der Schatz des Schützen ist seine Uniform. Sie wärmt Ihn, ist anschmiegsam und sie verleiht Ihm das Gefühl von Unbesiegbarkeit. Aber was das Wichtigste ist, wenn Er sie von Zeit zu Zeit wieder in den Schrank hängt, und genau dies wird ein erfahrener Schütze mit seiner Angetrauten gewiss niemals versuchen, wird dieser edle Zwirn dies kommentarlos über sich ergehen lassen. Ein erfahrener Schütze kennt den von Stolz erfüllten Blick einer gewissenhaften Schützenfrau wenn Ihr erlaubt wird die Uniform mit einer weichen Bürste sanft zu streicheln.

sappeurNehmen wir zum Beispiel die Uniform der Sappeure, Sie ist etwas Besonderes. Gefertigt aus blauem Sackleinen, kommt man nicht an einem Blick auf das Etikett vorbei. Dort steht in blauer Schrift auf weißem Grund: gefertigt im Schlumpfenland. Auch an der Kopfbedeckung erkennt man noch die wahre Herkunft. Ein Waschmittelkarton, wohl drapiert mit Katzenfell. Ein Beweis für das praktische Denken der Sappeure ist das anbringen einer Klobürste an ihrer Kopfbedeckung. Diese erfüllt ihren Zweck beim Gläserspülen hervorragend. Nicht zu vergessen das Hackebeil, welches die Herren Sappeure in langen verträumten Abenden mit der Laubsäge selbst ausschneiden durften. Es ist schon ein herrliches Bild wenn das Sappeurcorps vornweg marschiert.

grenieNun wollen wir uns der Grenadiers-Uniform annehmen. Hier fällt vor allen Dingen der Unterschied zwischen Offizier und Mannschaft auf. Damals noch die Gemeinschaft des einfachen Volkes, war es dem Grenadier wohl nur schwer möglich eine eigene Uniform zu besitzen. Kurzerhand wurde der Gehrock der Großväter mit einem Zylinder kombiniert, hierzu das passende weiße Beinkleid ausgewählt. Durch die Zusammensetzung der einfachen Uniform war auch schnell die Legende der Pinguine geboren, wie die Grenadiere noch heute liebevoll genannt werden. Ganz im Gegenteil dazu die Uniform der Grenadiers-Offiziere. Der Grenadier oder Grünschlüpfer (Acanthisitta chloris) ist eine in Neuseeland vorkommende Vogelart. Der Name Grenadier leitet sich von der Ähnlichkeit seiner Uniform mit dem Federkleid des Grünschlüpfers ab. In den schillerndsten Farben wurde das grobe Leinentuch getüncht. Farbfehler werden mit Schärpen kaschiert und überdimensionale Bommel sollen das Ensemble verschönern. Im Regiment findet man die Grenadiere gleich hinter den Sappeuren, aber dazu später mehr…

jaegerKommen wir nun zur Königin der Uniform
Wie kann es anders sein, es ist die Jägeruniform. Diese Krönung der Uniformen wird hingebungsvoll aus einem einzigen Faden der Jägerseidenraupe gefertigt. Die Armkrempe in verspieltem lindgrünem Samt wird aus dem Fell des Schützenbibers hergestellt. Die Knöpfe an diesem edlen Rock sind handgeschnitzte Unikate aus dem Geweih der Hubertushirsche. Der Jägerhut in feinstem Filz aus der reinen Wolle glücklicher Merinoschafe wird mit einem Gamsbart veredelt. Er wird aus den Rückenhaaren („Aalstreif“) erwachsener Gamsböcke büschelförmig gebunden und liebevoll in Trichterförmigen Zinnspitzen eingefasst. Ein besonderes Highlight in jedem Schützenregiment, weil nur die Jäger es mitführen, ist das Blumenhorn. Stattliche Blumengebinde werden hierin stolz bei den Umzügen getragen. Wegen Ihres Prachtvollen Anblicks wurde nur für die Höhnesse eine Parade erfunden. Dies alles lässt uns verstehen warum die Modeschöpfer dieser Welt mit der hohen Kunst der Jägeruniform überfordert wären.

Dann wäre da noch die Gildeuniform. Dieser junge Ableger hat es ohne eigene Geschichte geschafft sich von nicht unerheblichen Teilen der Jägeruniform adoptieren zu lassen. Dies ist auch der Grund warum an dieser Stelle auf eine optische Präsentation verzichtet werden kann. Die Schützengilde hat die Grundfeste der Jägeruniform erschüttert indem man auf ein fundamentales Utensil der Uniform wie das Blumenhorn verzichtet. Wollen wir wohlwollend anerkennen das man sich durch ein anderes Beinkleid, hier trägt man schwarz, und durch eine eigentümliche Haltung beim Präsentiermarsch kenntlich macht. Man nimmt den Hut zum präsentieren ab, hält ihn mit offener Hand am Deckel sodass man in die Öffnung sehen kann. Dies ist während des Präsentiermarsches eine wichtige Vorraussetzung, steht doch im Hut die Schrittfolge geschrieben. Rechts-Links-Rechts … Damit ist eine Verwechslung mit den Trägern der Uniformenkönigin, den Jägern, ausgeschlossen.

Ein letzter Satz zur Rangordnung der Uniformen sei erlaubt.
Es ist ein schönes Gefühl wenn wir gemeinsam mit dem Großen Schützenregiment durch unser Heimatdorf marschieren und im Schutze der Sappeure und Grenadiere, mit der Schützengilde als Nachhut, die Königin der Uniform präsentieren dürfen.
Wenn der verehrte Leser an dieser Stelle angekommen ist sei noch einmal an den Schalk im Nacken erinnert. Habt Spaß beim Lesen dieser Zeilen und grämt euch nicht. Wir Jäger erfreuen uns an jeden Tag mit der Königin am Leibe.