Schützenfeste

… ohne Untertitel

Können Sie die Frage wiederholen? Ach so, warum unsere Schützenfeste keine Untertitel brauchen. Nun, dazu gibt es eine einfache und sehr einleuchtende Erklärung. Das Glehner Schützenfest ist die Mutter aller Schützenfeste und Mütter soll man nicht mit unsinnigen Dingen wie Untertitel belasten, verstehn se?

1997

Freitagabend 05.09.1997
Bei der Fete des Jgz Schürzenjäger in der Gaststätte Trauscheit konnten wir uns zum ersten Mal auf den Prüfstand stellen. Wir brauchten ungefähr 3 Std. Alkohol, bis wir einen neuen Schlachtruf hatten. Hossa-Hossa-Hossa-Anita. Je später der Abend desto knaller die Luftballons. Uwe erledigte 13 Grenietüten mit der Zigarre auf einen Streich. So nahm der Abend und Willis Laune seinen Lauf.

Samstag 06.09.1997
Maien setzen. Der erste Zugführermai für Jörg. Alles war super durch organisiert. Wir hatten Fassbier, wir hatten keine Gläser, wir hatten keinen Zapfhahn, unsere Fackelkarre war dabei, alle Schilder waren da kurzum alles war wie immer. Alles? Nein, da war noch unser Jungschütze Wilfried der schnupfender Weise auf der Couch bei Jörg rumlungerte und sich fragte warum das Leder so klebrig war. Es hatte mit Honig oder ähnlichem in Verbindung mit Körpersprache zu tun. Genauere Infos hierzu wären jetzt unpassend. Wilfried blieb Ahnungslos und es dauerte etwas bis er endlich begriff das wir alle darauf warteten das er endlich this motherfucking Zapfhahn ran schafft. Auf dem langen Fußmarsch zur Gaststätte Trauscheit lief wieder alles nach Plan. Wir machten einen Boxenstopp an der Tankstelle und beauftragten Uwe damit doch bitte schön die Schilder liegen zu lassen, damit wir bei Vera auch ja keinen Mai zu setzen hatten. Nachdem die Schilder von unserer Sau Uwe wieder beschafft wurden, konnten endlich Klaus als Spieß und König sowie Uwe als bester Schütze des Jägercorps ihre Maien bewundern. Ohne Zwischenfall ging es zu unserer Herberge auf dem Schlehenweg. Auf dem Weg lag der Mai des Zugführer, als der gesetzt war ging es zum TO und dann Gulasch bis zum abwinken.
Antreten zum Fackelzug. Zum ersten Mal nicht in Jeans. Man ist halt wer und wird außerdem auch älter. Bei der Gefallenenehrung mit Bier war unser Jungschütze voll konzentriert. Mit Alkohol hat er das noch nie erlebt. Beim Umzug wurde er Schritt für Schritt in unsere harmonische Gemeinschaft eingegliedert, so dass sich die Nervosität Tag für Tag ein bisschen legte. Essen (sprich Bier) fassen auf der Wolfstrasse wie immer aber dann, an der Feuerwehr, wir waren sehr überrascht, Feigling für alle. Hmm lecker! Zum ersten Mal konnte sich Wilfried am Ende des Fackelzuges in die Herzchen Liste vom Spieß schleichen indem er ein neues Fackelbiwak bei der Fa. Esser praktisch aus dem nichts organisierte.
Nach dem allgemeinen Auflösen am Ende des Fackelzuges fand man sich nach und nach am Pavillon vor dem Zelt wieder, als plötzlich folgendes geschah:

Angelika: “Komm Uwe, wir Tanzen“ darauf antwortete Uwe: “O.K. ich ohne Hose und du ohne BH“

Es gingen ein paar Minuten ins Land als plötzlich aus Angelikas Ecke ein “Uwe guck mal“ zu hören war. Uwe war sprach- und atemlos. Da wedelte Angelika doch tatsächlich mit Ihrem BH. Fortsetzung folgt.

Sonntag 07.09.1997
Frühstück bei Vera. Auf dem Tisch war alles in Butter. TO hing bedenklich in den Seilen konnte sich aber von Zeit zu Zeit zu einer Bewegung des Trinkapparates durchbeißen. Uwe und Jörg machten wie immer ein bisschen länger Heia als andere und Kollege Deuß hatte mal wieder durch eine Doppelbelastung Dauerstress, aber sonst war alles im Lot. Würde unser Jungschütze etwa schon am zweiten Tag ausfallen?
Mittagessen bei Vera. Auf einmal stand er in der Tür. Etwas aufgelöst aber im Großen und Ganzen machte er einen hungrigen und durstigen Eindruck. Unser lieber Wilfried. Das Essen war wie immer. Schließlich bekommen wir seit Jahr und Tag Kartoffeln mit Erbsen und Möhrchen dazu ein Stück Braten. Da überlegt man nicht lange was zuerst auf den Teller kommt, man weiß noch auswendig wie das im letzten Jahr ging. Nach dem Mittagessen Waffen greifen bei TO.
Antreten. Unsere Sau machte seinem Namen alle Ehre. Das Taschentuch mit Stickereien in Schweinchen rosa war der Hit. Wilfried stand heute irgendwie neben seinen kaputten Schuhen. Im Hochwasser bei Frankfurt in der Oder hätte er mit den Dingern garantiert nasse Füße bekommen. Nicht zu vergessen das Jsch. Wilfried beim Versuch sich bei TO die Haare zu Waschen, das Shampoo mit Nivea Handcreme verwechselte. Dementsprechend sah er natürlich auch aus. Schönes Haar ist dir gegeben, der Bart soll kleben mit… Es machte den Anschein als würde TO heute zum Totalausfall neigen.
Während des Umzuges und bei der Parade konnte man bei Hauptmann J. schon sehen was am Abend gebeichtet wurde. Ich dachte es wäre ein Pups, nur hätte ich mich bei dem auch hinsetzen sollen. Leider hatte der Heiland es an diesem Tag nach langen Jahren mal wieder nicht so gut mit uns gemeint. Vor der Parade standen wir im Regen. Nach der Parade wurde der Umzug zur Freude unseres kranken TO abgekürzt. Im Zelt ein Bier und schon war er weg. Manch einer wird gedacht haben der springt nie mehr an.

Montag 08.09.1997
Frühstück bei Vera. TO weilte wieder unter den Lebenden und auch die Kontrolle über seinen Trinkapparat hatte er wieder erlangt. Das Frühstück war wie immer so wie wir es bestellt hatten. Nach dem Frühstück Abmarsch zur Gaststätte Dorfplatz.
Königsessen. Noch vor dem Essen konnte man einen recht nachdenklichen Zugführer erleben. Nachdem ihm klar wurde was das auslassen der Geistlichkeitsparade für Konsequenzen hatte sprang er auf, schmiss sich in die Uniform und machte sich auf den Weg um unter Zeugen an der Parade teilzunehmen. Die Zugsau hatte selbstverständlich auch das nicht nötig.
Unsere Frauen waren heute schon recht früh bei uns. Beim Essen erst einmal große Verwunderung. Wo blieb das Fleisch? Als das Fleisch kam schon wieder eine Verwunderung. Zwei verschiedene Sorten Fleisch. Es wäre ein wunderschönes Mittagsmahl geworden, hätte der Koch an den Beilagen nicht so unverblümt mit Wärme gespart. Da mussten wir das Lokal wechseln um so etwas zu erleben. Nach dem Essen brachte uns Klaus ein neues Würfelspiel bei, an dem wir noch einige Jahre unsere helle Freude und eine volle Zugkasse hatten.
Antreten. Den Umzug und die Parade haben wir erwartungsgemäß souverän hinter uns gebracht. Alle waren gutgelaunt und niemand hatte heute Aua-Kopf.
Die Fortsetzung von Samstagabend:
Im Zelt ging die Post ab. Die Musik spielte nach kurzer Zeit mit wachsender Begeisterung immer öfter unser geliebtes Hossa. Das Bier lief in Strömen als plötzlich eine Durchsage durch die Lautsprecher dröhnte. Es wurde gerade eine Hose bei der Musik abgegeben. Wer einen kalten Hintern bekommt kann sein Beinkleid dort abholen. Allen war klar, da konnte nur einer hinter stecken. Unsere Sau hat endlich die Konsequenzen aus dem Pavillonvorfall von Samstagabend gezogen, sich seiner Hose entledigt aber nicht mit dem Geistesblitz von TO gerechnet. Er schnappte sich das gute Stück und brachte es zur Musik Alle, außer Monika, fanden die Aktion Saulustig. Nachdem TO dafür gesorgt hatte das Uwe von der Musik namentlich aufgefordert wurde seine Hose abzuholen, hatte auch Klaus der an der Theke stand gemeinsam mit dem restlichen Zeltpuplikum die Möglichkeit unsere Zuchtsau mit fast nacktem Arsch quer über die Tanzfläche wandern zu sehen.

Dienstag 09.09.1997
Brotzeit bei TO. Zünftig und süffig sollte es sein. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Jgz. Enzian verwöhnten wir uns mit einem Frühstück wie zu Zeiten unserer Großväter. Da war es kein Wunder das vom Fassbier nach recht kurzer Zeit nichts mehr übrig blieb. Nachdem alle den Tisch abgeräumt hatten belustigten wir uns mit dem von Klaus in Mode gebrachten Würfelspiel. Damit konnten wir eine kleine Gemeinschaftsspende in unsere schwer angeschlagene Zugkasse einspielen.
Vogelschuss. Zum ersten Mal sind wir in die Räumlichkeiten des SV Glehn eingekehrt. Hier versorgte uns unser erstes passives Mitglied Helmut mit dem nötigen Gerstensaft. Mit dem neuen König im Gepäck ging es zum Zelt. Eine kleine Stärkung und ab ging’s zur letzten Parade. Das hat unser Heimatdorf in dieser Form garantiert noch nicht gesehen. Stechschritt aus dem Stand und ohne zu murren. Das Volk war auf unserer Seite.
Resteessen. Zum Ersten Mal hatten wir einen Tisch direkt unter der Tribüne. Voll scheiße. Auf und nieder immer wieder. Ein Lichtblick war die Idee von Nicole die Reste unseres Bauernfrühstücks im Zelt zu Verzehren. Kaum waren die Häppchen aufgedeckt hatten wir auch schon einige, zuvor nur selten gesehene, verfressene Freunde. Allmählich ließ bei allen die Kondition merklich nach. Gegen 100 in der Nacht ließen Günter, Wilfried und TO das diesjährige Schützenfest mit Sekt und ihren Frauen auf dem Schlehenweg ausklingen.


1998

Samstag 05.09.98
Maien setzen. Dieses Jahr war unser Maien setzen nicht ganz so spektakulär. Beim Zugführermai lernten wir dessen Brötchengeber kennen. 9 Bier und 7 Feiglinge für 100,- kein schlechter Schnitt für unsere Zugkasse. Schade nur, dass unser Spieß wiederholt einen Mai verweigert hat.

Der Mai des ehemaligen Zuglokals Trauscheit war der Anfang vom
Ende einer langjährigen oft auch einseitigen Geschäftsbeziehung. Keine Sau war an unseren Bemühungen interessiert.
Erfreulich wurde es dann wieder bei TO. Gulaschsuppe, mmh lecker. Unser diesjähriger Spender hieß Günter, hab Dank.
Fackelzug. 1900 antreten bei TO. Ein kleiner Italiener, der träumte vom Fackelzug. Mario unser Mann an der Karre, ein Liter Milch, eine Riesen Schnauze und Angst vor weiblichen Rundungen. Erstaunlich war das unsere eiserne Proviantreserve von niemandem angerührt wurde.
Ohne große Zwischenfälle brachten wir souverän den Umzug hinter uns und fanden uns irgendwie alle am Pavillon vorm Zelt wieder.

Sonntag 06.09.98

Klappe Trauscheit die Zweite.
Frühstück im ehemaligen Zuglokal, eiskalt. Nachdem alle Anwesenden erst einmal ein Beruhigungsbier getrunken hatten, fielen wir über das nasse Weißbrot, das gefrorene Schwarzbrot und über die fehlenden Eier her. Der Tipp der Wirtin die Brotscheiben doch zum auftauen auseinander zu legen kam leider etwas zu spät. Erwähnenswert war auch die Butter. Dieser Klotz stand dem Eisberg der die Titanic geschafft hat in nichts nach. Trotz allem wurde zu Holgers Unbehagen gesoffen wie immer. Für die ganzen Hänger die er auf dem Tisch hatte bekommt er im nächsten Jahr eine Ausnahmegenehmigung.

Klappe Trauscheit die Dritte.
Das Mittagessen fügte sich nahtlos an das Frühstück an. Das Fleisch war so kalt, es lag wohl zu lange auf dem Schwarzbrot. Direkt daneben müssen die Kroketten gelegen haben. Natürlich hat man dabei nur an unsere Gesundheit gedacht denn, keiner konnte sich die Zunge verbrennen. Brav verabschiedeten wir uns ein letztes Mal bei der Wirtin.

Umzug mit anschließender Parade, jeder zum ersten Mal geschmückt mit einer eigenen Uniform, und einer von Günter und Wilfried geschenkten Krawatte. Mein Gott ist die schön. Nach dem Umzug war es endlich soweit, wir konnten uns mit unserem HaJo vereinigen. HaJo war 1998 Schützenkönig der Pescher Bruderschaft, entsprechend groß wurde seine Ankunft mit dem gesamten Pescher Vorstand vor dem Festzelt gefeiert. Als er dabei erfuhr dass wir um 2000 den Schützenkönig mit der Ehrenkompanie abholen mussten kam es zu folgender Unterhaltung.

HaJos Königin: „Du kannst da nicht mit, du bist Pescher Schützenkönig und dein Vorstand ist hier und du trägst das Silber und überhaupt.“
Majestät Hans-Josef: „Ach watt, esch hann Kermes, esch muss do mött jonn.“

Wenn man sich zurück erinnert stellt man fest, das Glehner Pfarrheim ist für Pescher Buben ein besonderer Ort. So auch heute. Hans-Josef kommt die Ecke rum, die Musik sieht das Silber, und denkt wahrscheinlich dat isser. Mit Tschingderassabum wird der Pescher Schützenkönig zum abholen des Glehner Schützenkönig ins Pfarrheim gespielt. Am späten Abend, während Enzians Könige HaJo I und TO III draußen am Pavillon in aller Seelenruhe ein lecker Königs-Pils schlürften ertönte der Gong. Wilfrieds großer Kampfabend. Ring frei zur ersten Runde. Nachdem die Hilferufe bis in die letzte Ecke vom Festzelt gedrungen waren rollte der Enzianexpress an und blies zur Attacke. Leider hatte der Zug Verspätung und konnte nicht mehr eingreifen. Währenddessen ließen sich die ahnungslosen Könige, nur fünf Meter vom Einsatzort entfernt, nicht stören und tranken immer noch lecker Pilsken. Wie immer haben wir auch hier unsere Lehren gezogen. Zum zweiten Mal ein Tisch direkt an der Tribüne und schon wieder Scheiße. Weiter vorne im Zelt, und dem Wilfried hätte geholfen werden können.

Montag 07.09.98
Frühstück bei Uwe, Anschauungsunterricht für das ehemalige Zuglokal, Brötchen und Wurst und Käse und Kaffee und nix gefroren. Zu spät wie immer, unser Jungschütze. Dafür mit am Tisch: Hubert aus Pesch. Wahrscheinlich wird der gute Hubert erst zum Schützenfest 1999 kapieren was in der Regel mit unseren Gästen passiert.
Fototermin. Mit einem eigens für uns angereisten Fotografen machten wir uns auf, die richtige Kulisse zu finden. Hinterm altehrwürdigen St. Pankratius war Showdown. Probleme bekam unser Paparazzi mit dem strahlenden Lächeln von TO. Fast wäre er hinter der Linse vor Furcht erstarrt.
Königsessen. TO hat in die Pizzeria alla Scala geladen. Alle waren Zufrieden und satt, keiner verschwendete mehr einen Gedanken an das Nordpol Essen von Sonntag, und Ramazotti schmeckt besser als Malteser.
Parade. Endlich zeigt sich der komplette Enzian dem Volk. Hans-Josef steckt in der richtigen Uniform und hat mit Hubert sogar einen echten Pescher Enzianer mitgebracht. Langsam dürfte es auch Hubert begreifen. Einmal Enzian, immer…
Im Zelt hatten wir uns einen strategisch günstigen Platz gesucht. Von hier aus hätten wir in Sekundenschnelle auf Wilfrieds Hilfeschreie reagieren können. Und was passiert? Nix. Unser Jungschütze hatte keine Sparringspartner gefunden.

Dienstag 08.09.98
Frühstück bei TO. Endlich hatte auch unser Zugführer ein Herz für die Zugkasse. Er strapazierte den Strafenkatalog durch seine Verspätung nicht unerheblich. An diesem Morgen mussten wir erfahren das Handys extrem schädlich für unsere Zugkasse sind. Mitten im Würfelspiel zur Finanzierung unserer Degen fing unser Hauptmann an mit dem Laberknochen am Ohr Probleme zu wälzen. Kurz bevor wir uns auf den Weg machten, wurde in der Küche gepanscht. Irgendwie musste der Killepitsch in die kleinen Feigling Flaschen.
Premiere. Noch nie fehlten wir beim Aufmarsch zur Vogelstange. Dafür hatten wir nachmittags schon unseren Zelttisch gesichert und unsere Verspätung am Vogelschuss fiel nicht weiter auf. Mit neuem König ging es dann zurück zum Zelt, wo uns schon ein Enzianer erwartete. Langsam aber sicher ist uns Hubert wohl sicher! Seine Unschlagbare Bewerbung hat er schließlich bei der letzten Parade für den amtierenden Präsidenten und unseren Namensgeber, A. Heidemanns abgeliefert. Unser Transparent zu Ehren des Präsidenten wurde von Hubert und HaJo in Pescher Manier im Stechschritt und unter großem Jubel dem Glehner Volke präsentiert.

!!!Danke Justin!!!

Wie gewohnt fielen wir abends im Zelt über die Überbleibsel unseres Frühstücks her. Ein Aufschlussreiches Schützenfest ging seinem Ende entgegen. Aufschlussreich? Na klar, wer wusste schon vorher das man Brot und Butter gefroren und Fleisch mit Kroketten erbärmlich kalt zu sich nehmen kann. Oder wer wusste dass wir zwei Tage lang so tatkräftig von einem Enzianer, noch dazu mit längerer Geschichte als die Unsere, unterstützt werden. Es konnte auch niemand ahnen dass sich mit diesem Schützenfest vielleicht ein eigener Schießmeister in unseren Reihen etabliert hat.

Mittwoch 09.09.98
Rettichessen bei Vera. Leider fanden nur Günter, TO und Wilfried mit Frauen den Weg nach Trauerscheit. Nachdem unser Zugporträt und das Königsbrett von TO abgehangen waren, hat man sich noch schnell den Rettich rein geschoben, und ist zum Tannenhof lecker warm essen gefahren.


1999

Samstag 04.09.98

Endlich ist es wieder so weit. Der Jgz. Enzian zeigt sich wieder dem Schützenvolk. Als Gast in unseren Reihen konnten wir in diesem Jahr einen Städter begrüßen. Hallo Dieter. Es dauerte nicht lange, bis er das Niederrheinische Schützenbrauchtum erlernt hatte. Beim Zugführermai gab es die obligatorische Gulaschsuppe und beim kleinen Umtrunk auf TOs Terrasse war es schließlich soweit. Wie jedes Jahr kam die Frage, Schießen oder nicht schießen? Nachdem mögliche Aspiranten kein Interesse zeigten, lehnte sich unser Zugführer ein bisschen weit aus dem Fenster. Als er den Zuginternen Vertrag unterschrieb der Ihn auf dem Papier zum Schützenkönig in Glehn machte wird er wohl gewusst haben dass es Zuhause auf der Bachstraße reichlich Unruhe geben wird. Kurzum ihm war dabei nicht wohl zumute.
Fackelzug. Die Fackelkarre, gut bestückt mit Feiglingen, wurde in diesem Jahr gleich von zwei Fachkräften gezogen. Unser kleiner Italiener Mario und Pfadfinder Stefan haben ihre Sache ausgesprochen gut gemacht. Die Feiglinge, unsere eiserne Proviant-Reserve, wurden mit wachsender Begeisterung entleert. Zum Ende des Fackelzugs kamen wir auf die stolze Zahl von 200 Feiglingen.
Am Festplatz angekommen, erlebten wir den ersten Höhepunkt des diesjährigen Schützenfestes. Nachdem Uwe vergeblich versucht hatte dem Losbudenbesitzer irgendein Stofftierchen abzuschwatzen, natürlich wollte Uwe hier auch den Preis diktieren, machte sich Jörg an die undankbare Aufgabe seinem Zugführer das Sächseln bei zu bringen. Nach etwa einer Stunde musste der gute Jörg entnervt feststellen, dass die Schulbildung von Uwe nicht ausreicht um öh Labbalöma Blangga über die Lippen zu bringen.
Nachdem unsere zwei Sprachwissenschaftler die Segel gestrichen hatten, machte sich der Rest des Zuges auf zum Pavillon an der Hauptstraße. TO sorgte hier für fettige Verpflegung in Form von 50 Reibekuchen. Das Bier floss in strömen. An diesem Abend war ein weiterer Gast der Enzianer, Mark aus Langenfeld, so vom Frohsinn überwältigt das er als Mark der sprachlose in unserer Erinnerung bleiben wird.

Sonntag 05.09.98
Frühstück bei Uwe. Alle lümmelten sich müde in den Ecken rum. Der ein oder andere brachte sogar etwas Essbares in den Mund. Mit einiger Verspätung trudelte auch unser Städter Dieter in Uniform ins Wachlokal Thomas ein. Damit hatte keiner mehr gerechnet. Nachdem TO noch zwei Kartonrationen Feigling besorgt hatte, kam auch langsam aber sicher so was wie Stimmung auf. Sie waren halt noch müde die Enzianer.
Königsessen. S.M. Hubert bat zu Tisch. Die Pizzeria alla Scala hatte sich hierfür schon im letzten Jahr bewährt. Pizza gut, Bier gut, alles gut. Mit vollem Magen, guter Laune und ohne Spieß ging es zum antreten. Unser Spieß zog es vor an diesem Tag etwas Musik zu machen, was Ihm auch entsprechend teuer zu stehen kam. Auch in diesem Jahr konnten wir dem Volke einen neuen Uniform-Ausrüstungsgegenstand präsentieren. Wir zeigten stolz unsere neuen Holzgewehre. Nach dem Routinemäßigen Umzug durchs Dorf, machten wir Rast in Höhe der Bäckerei Weinberg. Hier kam es zu folgendem Zwischenfall. Der Zugführer unseres Paradegastzuges “Buscher Möpp“, war in ein kleines Pläuschchen mit uns verwickelt. Mitten im Satz drehte er sich etwas beiseite und ließ körperlichen Überdruck ab. Leider entwich der Druck durch eine Körperöffnung in die man normalerweise Essen zu sich nimmt, nun, er entledigte sich auf diese Art vom Mittagessen. Das ganze sah nach Pizza Hawaii aus und landete genau neben unserem Biertablett, das von da an nicht mehr beachtet wurde.
Nach der Parade haben wir noch einen Abschiedstrunk mit unserem Städter eingenommen. Leider mussten wir uns von Dieter verabschieden, wenn auch nur für kurze Zeit wie sich später zeigen sollte. Abends im Zelt überraschte uns Jörg mit einer Horde Teletubbies, die bis zu diesem Zeitpunkt nur krankhafte Sonntagmorgen Frühaufsteher kannten. Auch unser Spieß wusste zu überraschen. Plötzlich stand er wieder in Jägeruniform seinen Mann.
Gegen 2100 machten wir uns auf den Zelteingang zu sichern. Kassendienst. Es ist schon erstaunlich mit welchen Tricks Kinder, Halbwüchsige, Erwerbslose und Gastarbeiter versuchen in unsere heilige Festhalle einzudringen. Selbstverständlich nicht mit uns. Nachdem wir tapfer unsere Stellung gehalten hatten, machten wir uns nach großem Kampf auf den verdienten Weg zurück an unseren Tisch.
Angelika war an diesem Abend unberechenbar. Mit Engelszungen versuchte sie Ihrem Mann die Königswürde schmackhaft zu machen. TO wurde mit jedem neuen Versuch von Angelika stiller und machte sich zunehmend kleiner am Tisch. Noch ließ Günter sich nicht beeinflussen. Schließlich hatte Uwe am Samstag einen Vertrag unterschrieben und hatte nur noch das Problem es seiner Frau klar zu machen. Nach und nach machte sich jeder auf den Heimweg.

Montag 06.09.98
Frühstück bei Wilfried. Unsere Feiglingbestände, die dramatisch zur Neige gingen, wurden schnell um 120 Flaschen erweitert. Bis zum Mittagessen war auch von der neuen Ration nicht viel übrig. Zugführer Uwe war von dem Essen wohl so angetan das er auf seiner Krawatte eine gehörige Portion für später zurückgelegt hatte. Nach dem üppigen Mittagsmahl fanden wir uns nach und nach auf Wilfrieds Sonnenterrasse wieder. Hier machte jeder nach Belieben ein kleines Schläfchen, Schwätzchen oder wie Jörg ein nerviges Schnarchstündchen.
Gegen 1600 mussten wir uns auf machen. Hier legte Zugführer und Spieß eine unverständliche Hektik an den Tag. Im Laufschritt machten sich die Wahnsinnigen in Richtung Glehn auf den Marsch. Holger und Günter nahmen verzweifelt die Verfolgung auf, während Jörg, TO und Wilfried sich in aller Ruhe per Motordroschke zum Festplatz chauffieren ließen. Abgekämpft kam der Rest des Zuges wie erwartet zu spät zum antreten.
Vor der Parade gab es nur ein Gesprächsthema. Kotzt er, oder kotzt er nicht. Er kotzte nicht, im Gegenteil. Unser Kotzbrocken brachte zur Entschuldigung vor, dass ihm das in 20 Jahren Jägerlaufbahn noch nie passiert wäre. Der Umzug wurde dann nach der Parade wegen starkem Regen abgesagt.
Am Abend im Zelt war es mal wieder so brechend voll das unser Hauptmann Uwe erst einmal ein Paar Zivilisten vom Tisch vertreiben musste, ehe wir unseren wohlverdienten Sitzplatz einnehmen konnten.
Als später unsere Frauen ins Zelt kamen, waren Uwe, TO und Günter unterwegs den König abzuholen. Nach dem Einmarsch ins Zelt hielt Günter unser Horn voller Stolz auf der Tribüne aufrecht. Endlich nach dem Ehrentanz für den König durfte auch Günter zu uns stoßen. Es verging nur kurze Zeit bis Angelika die Versuche wieder aufnahm Ihren Günter zum König zu reden. Aus den Augenwinkeln immer ein belustigter Blick Richtung TO. Der aber schien an diesem Abend schmerzfrei zu sein, und stieß zur Verwunderung aller in dasselbe Horn wie Angelika. Und endlich, nach ewigen Überlegungen über Aktienstände, Residenzbau und sonstigen Nebensächlichkeiten kam der erlösende Spruch über Günters Lippen: „Hol mal alle an den Tisch, es gibt was zu bereden.“
Wie immer waren wir in alle Winde verstreut, so dass die Zusammenkunft einige Zeit in Anspruch nahm. Während verschiedene Zugmitglieder noch gesucht werden mussten, klärte Günter schon mal die Ministerfrage. Schnell waren hier Wilfried und TO bereit ihrem König zur Seite zu stehen. Als endlich alle am Tisch waren nahm die Sache für kurze Zeit eine überraschende Wende. Uwe war wohl mit seiner Frau in der Sektbar und überzeugte sie von der Richtigkeit seines Königsvertrages. Damit waren plötzlich zwei Enzianer bereit für die Königsehre. Nachdem Günter die Blitzidee von Uwe, das doch beide sich melden sollten, verneinte, war schnell geklärt wer sich auf den Weg zum Präsidenten macht. Günter, unterstützt von TO und Wilfried, besiegelte das Vorhaben mit ihrer Unterschrift auf dem Bierdeckel des Präsidenten. Alle konnten natürlich auch Uwe verstehen der leicht betrübt am Tisch hockte. Der Besuch auf der Tribüne beim Präsident blieb natürlich nicht unbemerkt. König und Minister wurden in den wildesten Zusammenstellungen vom Zeltpublikum durcheinander gewürfelt. Nach dieser folgenschweren Entscheidung wurde der Abend am Tisch natürlich gebührend gefeiert.
An den Heimweg kann sich an diesem Abend kaum jemand erinnern.

Dienstag 07.09.98
Morgens trudelte einer nach dem anderen bei TO zum Frühstück ein. Statt Essen, Trinken und Feigling war eher dösen angesagt. Irgendwie lag eine gewisse Spannung in der Luft.
Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg zur Vogelstange. Da wir auch hier im Glehner Schützenwesen eine gewisse Routine besitzen, schließlich stehen wir hier zum dritten Mal, konnte uns die Anspannung nicht so vom Hocker reißen wie das Altbier der Feuerwehr. Günter ließ den ganzen Zug je einmal Schießen, bevor er sich Selbst die Ehre gab. Irgendwie schien er auf die Ankunft unserer Frauen zu warten. Aus unerklärlichen Gründen hatten sie sich verspätet, was unseren Günter sichtlich nervös machte. Endlich konnte TO die Köpfe sehen und meldete gehorsam Vollzug. Das war der Moment als Günter aufdrehte, und den beiden anderen Königsbewerbern ihre Chancenlosigkeit aufzeigte. Beim ersten Schuss unter Frauenaufsicht fiel sofort der linke Flügel und das, obwohl der Schütze behauptete dass er nichts sieht. Von da an dauerte es nicht mehr lange bis Günter seine Angelika, wie 1995 versprochen, mit dem 56. Schuss zur Königin von Glehn machte. TO der schon Montagnacht im Zelt dem Wilfried diesen krönenden Abschluss prophezeit hatte, war schneller bei seinem König als der Vogel am Boden. Der ganze Zug schien seine Majestät vor Freude zu erdrücken. Nach dem nicht enden wollenden Händeschütteln stellte sich der Jägerzug Enzian nach fünf langen Jahren der Entbehrung wieder da auf, wo er im Jahr 2000 im Regiment auch hingehört. Als Königszug an der Spitze des Jägercorps. Der Weg von der Vogelstange zum Festzelt wurde zum Triumphmarsch.