1985 – 1992, Erinnerungen

… oder, Geschichten aus der Gründerzeit

Im Oktober 1985 zog eine Truppe ins Gefecht die bis heute im Glehner Schützenwesen ihres gleichen sucht. Am Samstag den 05.10.1985 fand die erste Zugversammlung in der Gaststätte “Ingwer-Klause“ statt und der Jägerzug Enzian erblickte nach kurzen aber heftigen Wehen das Licht der Schützenwelt. Damals noch in komplett anderer Besetzung stand schnell unser Zugname und das dazu gehörige Zugemblem fest. Stramme Lümmels. Der damalige Schützenpräsident A. Heidemanns hatte Bedenken als wir uns mit diesem Namen anmelden wollten, und machte einige Vorschläge über die wir am selben Abend noch lange und ausführlich zu diskutieren hatten. Schließlich einigten wir uns nach langem Hin- und Her auf den Jgz. Enzian. Heute, 25 Jahre später, sind wir überzeugte Enzianer und jeder von uns ist stolz darauf das der gute Justin uns damals den Namen Enzian gab. Im September 1986 hatte der kleine zu laufen gelernt. Unser erstes Schützenfest. Zugkönig war damals ein junger Brunnenbesitzer Namens Ulli Paul. Beim sonntäglichen Königsessen wurde es Brauch, dass unser frisierender Seitenoffizier J. Schumacher jemandem mit der Geflügelschere die Haare schnitt. An diesem wunderschönen sonnigen Sonntagmittag war es B. Manthau dessen Haarschopf unerträglich lang unter dem Jägerhut hervorstand. Im Salon Schumacher wurden Haare nur Nass geschnitten und der Brunnen war in erreichbarer Nähe. So nahm die Sache ihren Lauf. Mimose Bernd lief ca. 10 Minuten später mit nassen ungeschnittenen Haaren nach Hause. Mit alle Mann an seiner Haustür, bereit zu einer Entschuldigung, hatte sich der ehemalige Enzianer eingeschlossen und wollte mit uns kein Wort mehr sprechen.
1987 das erste Krisenjahr. Der Halbwüchsige Enzian lernte das saufen. Echte Männer trinken Jägermeister, dachte damals jeder. Von Samstagmittag 1200 bis zur Gefallenenehrung abends um 2100 wurde die dunkle Brühe gesoffen als hätte ein Seher die Amputation unserer Leber prophezeit. Beim Fackelzug rasierte unser Hauptmann in der Uwe-Thomas-Gedächniss-Kurve mit seiner Pechfackel die Zuschauermassen. Ihm fehlten einfach die Koordinaten. Bei der Gefallenenehrung kam es zu nicht mehr nachvollziehbaren Auseinandersetzungen mit uns und dem Rest der Welt. Am Sonntagmorgen, erschien erst mal jeder in Zivil im Zuglokal, um herauszufinden ob es den Jgz. Enzian noch gibt. Es gab ihn, und zwar wie noch nie. Alle, außer Hauptmann Uwe, freuten sich auf die Sonntagsparade. Er hatte in der Nacht seinen kleinen Zeh an der Bettkante geparkt, dank Jägermeister war er schmerzfrei, musste so aber seine erste Auszeit nehmen.
Irgendwann zwischen 1985 und 1991 gab es eine kleine Unstimmigkeit mit dem Personal der Sektbar. Es wollte uns das Prickelwasser nicht Kartonweise verkaufen. Ein gefundenes Fressen für den Zug-Diplomaten Theo. Er machte sich sofort auf den Weg zur Theke um ein Gespräch mit dem Geschäftsführer zu suchen. Nun es war eine Geschäftsführerin. Die Verhandlungen zogen sich minutenlang zäh dahin bis man eine Einigung fand. Das Personal sollte nichts am Sekt verdienen, also wurde eine Selbstabholung vereinbart. Theo machte sich an diesem Abend noch 12 Mal auf den Weg zur Theke und von dort mit einem Karton Sekt im Arm wieder zurück zum Tisch. Das Leergut, immerhin 72 Flaschen, wurde auf der Umrandung der Sektbar gelagert, sehr zum Unmut der dort tätigen Sektverkäuferin. Man konnte einen ziemlich dicken Hals bei der guten beobachten, und das lag wohl nicht an deren Mandeln.
1992 helle Aufregung in unseren Reihen. Am Dienstag den 08.09.1992 war ein zitterndes, Wacholder schluckendes Häufchen an unserem Tisch, Uwe hatte für den Vogelschuss gemeldet. Auf dem Weg zur Vogelstange war große Belustigung in unseren Reihen. Nur Uwe war verdächtig still. Leider wissen wir heute, dass er damals besser Lustig gewesen wäre. Vielleicht hätte es dann geklappt.
Nur ein Jahr später, 1993, waren wir schon wieder unter der Vogelstange zu finden. Jörg verkündete Schützenfestmontag dass er sich zum Vogelschuss für den Schützenkönig angemeldet hätte. Seine Minister waren Günter und Uwe. Völlig unvorbereitet, wie alles in den jungen Jahren, gewann er dann auch noch den Wettkampf und machte uns zum Königszug Enzian 1994. Sehr zur Sorge des damaligen Schützenvorstandes. Es brauchte einige Zeit bis wir den Herren unsere Befähigung bewiesen hatten. Mehr hierzu im folgenden Kapitel.