… oder, Kraft meines Amtes proklamiere ich
1993, der Bub war erwachsen. Zum ersten Mal mit unserer goldig glänzenden Zugsau. Und die kommt am Dienstag den 08.09.1993 gegen 1700 auch gleich in die Zeitung. Abends hatte Jörg nicht nur unsere Sau zu tragen, auch das Königssilber glänzte auf seiner Brust. Nachdem Uwe, wie bereits erzählt, 1992 Pech beim Vogelschuss hatte, machte Jörg 1993 die Enzianer zum ersten Mal zum Königszug. Natürlich völlig unvorbereitet. Es gab keine Abendkleider bei den Damen, es gab nicht das nötige Beinkleid bei den Herren, es fehlte an der Tanzausbildung, es haperte an der Etikette, ausreichend vorhanden waren aber die Zweifel des Schützenvorstandes über unsere Fähigkeiten den Schützenverein gebührend zu vertreten. Wie man im Jgz. Enzian die Dinge angeht erfuhr unser Namensgeber und damaliger Präsident A. Heidemanns schon knapp 1 Stunde nach dem Vogelschuss. Im Festzelt haben wir erfahren was so alles auf uns zukommt. Auf besondere Aufgaben muss man manchmal ungewöhnlich reagieren. Das taten wir an diesem Dienstagnachmittag denn auch. S.M. Jörg und einigen anderen fehlte der schwarze Anzug und manch anderer hatte nicht das nötige schwarze Beinkleid. Also unternahm Jörg mit TO, Uwe und Günter schnell einen kleinen Abstecher nach Neuss bevor man sich dem Schützenvolk präsentierte. In Uniform bei Sinn hörten alle auf die Wünsche seiner Majestät und deren Begleitung. Ohne Umkleide wurden in der Herren-Oberbekleidung Anzüge, Hemden, Hosen und Krawatten gewechselt obwohl von den drei Verkäufern eine gewisse Nestwärme ausging. Wenn man heute daran zurück denkt war es wohl Intuition nicht den Vorhang hinter sich zu schließen. Wer weiß welch Gelüste beim Verkäuferteam geweckt worden wären. Zur Parade kamen wir nur 2-3 Minuten zu spät. TO suchte noch den Rest des Königszuges und das Dreigestirn Jörg, Uwe und Günter nahmen ihre Ehrenplätze auf der Tribüne ein als die erste Musik zur Parade gebeten hat. Hier ahnte noch niemand dass dieses vierköpfige Überfallkommando zwei Jahre später der stolze Rest einer Untergegangenen Ära werden sollte.
Die Dienstagsparade 1993 startete vielleicht noch ohne uns, aber 1994 stand voll im Namen Enzian. An dieser Stelle sei nur an den Frühschoppen mit allen Gästen in der Residenz erinnert, oder an den Brechreiz eines unserer Gäste nach der Kranzniederlegung. Die Blumenkübel auf dem Friedhof und am Pfarrheim sind heute noch welk. Rührig war auch der Abschied in der Nacht des 06.09.1994. Unser damaliger Gast Hans-Josef blies uns einen.
Wie wir später erfuhren gab es für einen befreundeten Schützen nach Jörgs Königsehrenabend, am Morgen des 14. August 1994 im wahrsten Sinne des Wortes ein böses erwachen. Er schlug im fernen Düsseldorf auf der Kö in einem Hotel die Augen auf. Die Zimmerbar war komplett geleert, genauso wie seine Hosentasche. Denn dort fehlte die Geldbörse um seine Übernachtung zahlen zu können. Wäre zu Hause günstiger gewesen, gell?
Ein Highlight wäre hier fast unterschlagen worden. Wer kennt nicht die Brösel-Comics In einer Szene rast Hauptdarsteller Werner mit seiner Horex den Berg runter, überfordert dabei die Antriebseinheit seines Mopeds was zur Folge hat das sich der Vergaser langsam in seine Bestandteile auflöst.
Ähnliches geschah dem Jörg mit dem Zepter am ersten Abend seiner Regentschaft. Das gute Stück rollte wie in Zeitlupe Richtung Tischkante. Der Hechtsprung seiner Majestät reichte aus um Biergläser auf der Festtafel umzustoßen, nicht aber um das Zepter vor dem Abgrund zu retten. Es fiel kopfüber vom Tisch. Unserem Mentor und Präsidenten Justin quollen die Augen über, der Jörg wurde rot und das Zepter verlor den Adler.